Karin Meesmann: Pál Ábrahám. Zwischen Filmmusik und Jazzoperette, Wien: Hollitzer Verlag, 2023, 552 S., 21 x 29,7 cm, Deutsch, Hardcover
ISBN 978-3-99094-016-7 (hbk) € 68,00
ISBN 978-3-99094-017-4 (pdf) € 67,99
Pál Ábrahám
Zwischen Filmmusik und Jazzoperette
Neu entdeckte Korrespondenz zum Komponisten Pál Ábrahám (1892–1960) ermöglicht es erstmals, Ábraháms Werk aus Sicht seiner Verleger und Agenten darzustellen. Die Analyse seines musikalischen Werdegangs zeigt, wie er Traditionslinien der Klassik, des Jazz und des ungarischen Verbunkos der Roma vereinte. Als Kapellmeister am Budapester Operettentheater dirigierte Ábrahám 1928 die Uraufführung seiner Jazzoperette Zenebona. Weitere Jazzoperetten am Metropoltheater Berlin führten 1930 zum internationalen Durchbruch. Ábrahám überwand Stummfilmmusik »nach Schablone« und schrieb avantgardistische, durchkomponierte Filmmusik. Er genoss glamouröse Erfolge und Luxus, bis er 1933 vor der NS-Diktatur aus Berlin flüchtete. Sein Weg ins Exil endete 1941 in New York. Zehn Jahre war er Patient der Psychiatrie auf Long Island. Seine Rückführung im „Flugzeug der Verdammten“ begleitete 1956 ein breites Medieninteresse. Er starb 1960 in Hamburg.
„Die Musikjournalistin Karin Meesmann hat [...] ein Buch geschrieben, das Maßstäbe setzt.“
Albert Gier, FAZ, 05.01.2024
Rezension auf info-netz-musik, Andreas Vollberg, 28.12.2023
Es muss nicht immer Lehár sein, www.kultura-extra.de, Thomas Rothschild, 28.12.2023
Interview mit Karin Meesmann, BR, Operetten-Boulevard, 08.10.2023
It’s Finally Here: Karin Meesmann’s Biography of Paul Ábrahám, Operetta Research Center, 19.08.2023
INHALT
Einleitung
Prolog: Das „Flugzeug der Verdammten
I. Kindheit in der Baćka
Die jüdische Gemeinde in Apatin
Klavierspielen, eine bürgerliche Lebensweise
Knabenkapellen, „Spiel auf, Zigan!“, Klezmorim und Salonorchester
Früh begabt, der junge Pál?
II. Kulturelles Kaleidoskop Budapest
Das Kaffeehaus: seine Gäste und seine kulturelle Tradition
Millenniumsausstellung in Budapest 1896
Jüdische Emanzipation in Ungarn
Tischtuch als Leinwand – Lichtspieltheater – Café New York
Der Begabte zwischen Mutter und Vater
Gesellschaftstanz kontra Cakewalk
Oper und Konzertleben kontra Operette und Orfeum
Von der Jargonposse zur Operette
Coon-Song, Vaudeville, schwarze Exotik und Nachtigall
Industrialisierung der Unterhaltung: vom Zylinder zum Eufon
Musik der Roma: Verbunkos
EXKURS: Analyse des Verbunkos im Werk Ábraháms
III. Das Ende einer Jugend: Erster Weltkrieg
An der Königlich-Ungarischen Musikakademie Budapest
Erste Erfolge Ábraháms als Komponist
Puppenoper: Etelkas Herz – Testament – Kriegsdienst
Von der Monarchie zur Republik – Opernprojekte
Friedensvertrag von Trianon 1920: manifester Antisemitismus
IV. Wege aus der Krise
Hunger und Identitätskrise
Salzburg: „Herr, gib uns unser täglich Barock!“
Lyrik oder Prosa
Firma Pál Ábrahám: Handel an der Börse
Verhaftet
„Auf schneebedeckten Spitzen klassischer Musik“
Untersuchungshaft und Prozess
„Futtermusik“
EXKURS: Synkopen jenseits und diesseits des Atlantiks
Tin-Pan-Alley-Song: Standard industrieller Produktion
Von Bananenschlagern und Operettennummern
Gebrauchsmusik und die Prinzessin
Musik für den Stummfilm: Kinotheken – Kompilation – Cue Sheets
V. 1927 Entstehung der Jazzoperette Zenebona
Ábrahám und die Autoren István Bródy, László Lakatos und Imre Harmath
Endlich Kapellmeister und seine erste Jazzoperette Zenebona
Von Offenbachs Satire zu Resignation in Wien und Budapest
Die Fabrikation der Zwischenkriegsoperette
Am Hauptstädtischen Operettentheater
1928 Zenebona – eine Sensation!
Ábrahám auf seinem Olymp 1928
VI. Jazz: Massel oder Schlamassel
Jazz, ein Spaltpilz?
Abrahams Agent: Sándor Marton, Budapest
Angejazzt und impotent?
Spektakel in Wien
Die letzte Verebély-Tochter oder Gatte des Fräuleins
Blumiger Weg zum Welterfolg und Wohnzimmer-Jazz
Jazzmatineen
Das hässliche Mädchen
Schlamassel
VII. Stummfilm und Grammophon: Medienverbund Tonfilm
Die Bilder lernen sprechen
Medienverbund und Viktor Alberti
Deus ex Machina: Armin L. Robinson und der Alrobi-Verlag
Ábrahám, von Kopf bis Fuß auf Tonfilm eingestellt
Ich liebe meine Frau
Gefährliche Talente
VIII. „Mit Augen und Ohren der Kamera dichten“
Filmhistorischer Wandel während der Produktion Melodie des Herzens
1929 Melodie des Herzens: den Weisen eines Volkes lauschen
Melodie des Herzens: Technik, Ton und Ästhetik
Filzsohlen unter Kommissstiefeln
Komponist oder technischer Mitarbeiter?
Berlin: Prachtfassade Luxus – Kehrseite Armut
Deutsche Tanzorchester versus „Hottentotten-Musik“
IX. Viktória, „mein Name wird gemacht“!
Viktória: ein Libretto aus Eichenholz, umweht von Musik
Garanten des Erfolgs in der Unterhaltungsmusik
Fritz Löhner-Beda: der „Heinrich Heine des Schlagers“
Alfred Grünwald: Bühnenschriftsteller sucht Auftrag
Miksa Prèger: Impresario europäischen Formats
Direktor Schlebe und die Operetten-Festspiele Leipzig
Ábrahám: Über Nacht ist mein Name gemacht
1930 ein Husarenstück: die Adaption
Unter Stoffhändlern in Ischl
X. Im Glanz des Erfolgs
Jazz als Geisteshaltung und das Viktoria-Orchester
Privatsekretär und Zentralpartitur
EXKURS: Historisch informierte Aufführungspraxis der Jazzoperette
Operetten-Festspiele Leipzig: Ein Stern steigt auf
Miksa Prègers Inszenierung
Der Komet am Operettenhimmel: „Jeder Zoll ein Musiker“
Viktória in Mediamorphose – Verwertungsrechte
Aufführungsrechte
Tonfilmverrechnung – Tonfilmfrieden in Paris
Reichsrundfunk – Unterhaltung – Senderechte
Gatte des Fräuleins und ein Sängerfilm mit Jan Kiepura
„Semmering-Konferenz“ und das Role-Model von György Marton
Mechanisch-musikalische Rechte
1931 Die Privatsekretärin: eine Tonfilmoperette
Abonnementgesellschaften
Glanz und Gloria in Wien
XI. Fette Jahre: Eine Premiere jagt die nächste
Die „tolerante“ Weimarer Republik
Alfred Grünwald: zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Die eigene Villa in Berlin und die Bankenkrise 1931
1931 in der Ära des Flugzeugs, nicht der Postkutsche
Jonglieren mit Klischees
Zur Geschichte Hawaiis: (De-)Kolonisation oder Eskapismus
Tänze: Hula-Hula und Marschfox Rechts Hawaii
Die Paloma-Rose und das Amoroskop
Hautfarben und Gender als sozialer Platzanweiser
Premierenfieber
Blume von Hawaii: koloniale Persiflage und weniger Ausländer
Wille zur Qualität: rastlos zwischen Bühne, Tonstudio und Film
Tonfilmoperette: Viktoria und ihr Husar
Politische Agitation, Ku’dammpogrom und Notverordnungen
XII. Ábrahám, ein Glückspilz?
Welterfolge und Ruhm für den Budapester Helden
Filmkomponist mit „Willen zur Kunst, zur Qualität“
1932: Ein bisschen Liebe für Dich
Preußenschlag: das Polizeipräsidium Berlin und die Konzession
Blume von Hawaii im Theater an der Wien: Prèger, Ábrahám und Marischka
Eine Frau, die weiss, was sie will: Emanzipation versus Alltag
Am Zeitgeist trennen sich die Wege
Kriminalkomödie: Zigeuner der Nacht
Das Blaue vom Himmel und die zweite Reichs-Rundfunk-Reform
XIII. Ball im Savoy: ein Tanz auf dem Vulkan
Jamsession und Mitarbeiter an der Partitur
Operettenplot zur Selbstbestimmung der Frau
Weibliche Hauptrollen in Ball im Savoy
Ghostwriter des Librettos – Urheberschaft?
Zeichen des Faschismus: GDBA, NSBO und Ausländerpolizeirecht
Max Reinhardts Tropfsteinhöhle: das Große Schauspielhaus
Premiere – Feier – Rezeption
Glück über Nacht und Raketenversuche in Berlin-Tegel
Eklat an den Rotter-Bühnen
Ábrahám taumelt – Liechtenstein, die Fluchtburg der Brüder Rotter
Machtübergabe an die NSDAP: Ábraháms Flucht
Exil und Nationalismus allerorten
Ábrahám: Amsterdam – London – Wien
1933 Rakoczy-Marsch: Film als Brücke der Nationen
Reichskulturkammer und STAGMA: Tarnung und Plagiat
XIV. Schaumkronen auf braunen Wellen: Austrofaschismus
Effektvoll: Märchen im Grand-Hotel
Lila Akazien – Hollywood ruft – Revuefilm Ball im Savoy
1935: Film- und Bühnenpremieren – Wiener Philharmoniker – Pleiten
Antonia, Romance hongroise in Paris
Viki in Budapest
„Meister der Operette“ und die Wiener Philharmoniker
Filmpremieren: Ball im SavAVoy und Bretter, die die Welt bedeuten
Pocket-Operette: Es geschehen noch Wunder in Budapest
Innere Grenze und äußere Anpassung
Urheber Ábrahám: Broadway-Zauber und „Arisierung“
Sommerfrische 1935 – Tagebuch der Geliebten
Oper Dschainah – fernöstliche Klangfarben
Krise der Operette: Die Kinoprinzessin/Grand-Hotel in Szeged
3:1 für die Liebe adaptiert zu Roxy und ihr Wunderteam
Alltagsmärchen: Mai Lányok, Modern Girls und Júlia
Unternehmen Otto – „Schutzhaft“ oder Flucht?
XV. Exodus mit „Protestnoten“
Erste „Protestnote“: Jazzkonzerte
Der weisse Schwan
Exil in Paris
Zweite „Protestnote“: Lambeth Walk – Pseudonyme
Serenade – Tamburin
Ein Schiff nach New York
Am Broadway: und nun?
Dritte „Protestnote“: Seeds of Freedom
Zwischen Fiktion und Realität
Nach dem Krieg – Entschädigungsgesetz
Rückführung: Repatriierung oder Abschiebung?
Epilog
Archiv- und Bibliotheksverzeichnis
Literatur- und Quellenverzeichnis
Tageszeitungen, Zeitschriften und Periodika
Manuskripte (Korrespondenzen, Nachlässe, Typoskripte)
Noten
Dokumentarfilme
Zugriffe online
Personenregister
Bildnachweis
Schwarz-Weiß-Abbildungen
Farbabbildungen